wissenschaft@phw - 01/2022
Bei der traditionellen Akademischen Jahresfeier der PH Weingarten wurden mehrere Preise und Auszeichnungen vergeben
Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdown-Schließungen habe die PH in den vergangenen Monaten vor große Herausforderungen gestellt, betonte die Rektorin. Trotz erschwerter Bedingungen hätten Lehr- und Forschungsbetrieb aber aufrechterhalten werden können, sagte sie und verwies unter anderem auf die erfolgreiche Entwicklung innovativer digitaler Lehr- und Lernformate an der PH. Lehrende und Studierende hätten sich bestmöglich mit der schwierigen Situation arrangiert, lobte sie. Auch wenn das Studieren in Präsenz wieder möglich sei, würden die neu installierten digitalen Formate keineswegs verschwinden. Vielmehr solle das Studieren an der PH künftig durch eine gelungene Mischung von digitalen und Präsenzangeboten bereichert und gestärkt werden.
Im Rahmen der Jahresfeier wurden der Lehrpreis der Kreissparkasse Ravensburg, der Regionalpreis der Städte Ravensburg und Weingarten sowie des Landkreises Ravensburg, der DAAD-Preis, der Genderpreis sowie Förderpreise der Vereinigung der Freunde und Förderer der PH Weingarten vergeben.
Der Lehrpreis 2021 ging an Gabriella von Lieres und Wilkau, seit 2013 Akademische Mitarbeiterin und Dozentin im Fach Englisch. Sie freue sich sehr, dass sie heute die Ehre habe, die Laudatio für ihre liebe Kollegin zu halten, betonte Professorin Dr. Ute Massler. Sie tue dies in Englisch, damit auch die Besucher Dr. Manal Yazbak Abu-Ahmad vom College of Sakhnin und deren Ehemann ihren Ausführungen folgen könnten. Die Preisträgerin Gabriella von Lieres ist in San Francisco geboren und in einer multikulturellen Familie aufgewachsen. Sie lebte in Itaw, den USA, Brasilien und jetzt in Deutschland. „Sie ist ein leuchtendes Beispiel für lebendige Mehrsprachigkeit und Multikulturalität“, betonte Professorin Massler. Mit dem Lehrpreis der Kreissparkasse Ravensburg ausgezeichnet wurde von Lieres für ihr virtuelles Kooperations-Seminar zwischen der PH und verschiedenen Universitäten in Israel. Einer der virtuellen Kooperationspartner ist das Sakhnin Academic College für Lehrerausbildung. Hauptziele des Seminars, erklärte Professorin Massler, seien die Förderung interkultureller Kooperationskompetenzen und die Weiterentwicklung von Fachkenntnissen. Deutsche und israelische Studierende kämen in Kontakt, bauten internationale Beziehungen auf und erarbeiteten gemeinsame Projekte. Intention der PH sei es jetzt, das Verständnis und Toleranz fördernde Seminar sowie die virtuellen Kooperationen zu verstetigen und das Seminar jedes zweite Semester anzubieten. Auch Heinz Pumpmeier, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, lobte das internationale Engagement der Preisträgerin, das auf Verständigung und Austausch setze. Der alle zwei Jahre von der Kreissparkasse vergebene Lehrpreis stehe für deren Verbundenheit mit der regionalen Hochschule, betonte er und bedankte sich für die langjährige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Professor i. R. Dr. Erich Müller-Gaebele wurde für sein Lebenswerk mit dem Regionalpreis 2021 der Städte Ravensburg, Weingarten sowie des Landkreises Ravensburg ausgezeichnet. Müller-Gaebele, der von 1969 bis 2003 als Professor für Schulgeschichte an der PH lehrte, habe sich in vielfältiger Weise sowohl um die wissenschaftliche als auch die zivilgesellschaftliche Bearbeitung des Themas „Schulgeschichte“ in der Region Bodensee-Oberschwaben verdient gemacht, sagte Professorin Dr. Claudia Bergmüller-Hauptmann, Direktorin des PH-Zentrums für Regionalität und Schulgeschichte, in ihrer Laudatio. Der Preisträger befasse sich seit mehr als 40 Jahren mit regionalen bildungshistorischen Themen, die er sowohl forschend als auch lehrend begleitet habe, berichtete sie und verwies auf Beispiele wie die Geschichte der Mädchen- und Lehrerinnenbildung in Baden-Württemberg, Zensuren und Zeugnisse einst und heute oder Kindheit in Oberschwaben im Wandel der Zeit sowie auf Forschungen des Geehrten zur Biografie von Lehrkräften. „Dabei ist für dich das bewusste In-Beziehung-Setzen von Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft eine zentrale Leitfigur“, wandte sie sich an Müller-Gaebele. Er habe es in seiner Arbeit immer verstanden, das Verständnis für Herkunft ganzheitlich und nahbar zu vermitteln. Nicht nur wertvolle inhaltliche Beiträge, auch die Einrichtung des Schulmuseums Friedrichshafen und der heutigen Arbeitsstelle Schulgeschichte an der PH sind eng mit Müller-Gaebeles Namen verbunden. Deren Gründung und Ausgestaltung gingen wesentlich auf seine Initiative zurück, so die Laudatorin. Auch zahlreiche Sonderausstellungen habe er entwickelt, sich an internationalen Symposien für Schulmuseen und schulgeschichtliche Sammlungen beteiligt und an der Gründung einer europäischen Vereinigung zur „Bewahrung der materiellen Schulkultur in Europa“ mitgewirkt. Müller-Gaebele habe sich nicht nur in seiner dienstlichen Zeit, sondern auch danach und bis heute um die regionale Schulgeschichte verdient gemacht, bedankte sich Rainer Beck, Fachbereichsleiter der Stadt Weingarten, der den Regionalpreis übergab. Er hoffe, dass Müller-Gaebele auch künftig in seiner Arbeit aktiv bleibe.
Die beiden Preise des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für Studienerfolg und besonderes gesellschaftliches Engagement internationaler Studierender übergab Professorin Dr. Katja Kansteiner an eine Teilnehmerin und einen Teilnehmer des IGEL-Projekts der PH zur Integration und Requalifizierung geflüchteter Lehrerinnen und Lehrer. Die Vergabe des Preises aus dem Jahr 2020 an den syrischen Lehrer Alaa Almuhajiri wurde im Rahmen der Jahresfeier 2021 nachgeholt. Der DAAD-Preis 2021 ging an Zeina Abou Zaiton, die sich – gemeinsam mit ihrer Schwester Hanin Abou Zaiton – seit längerem in einer aktiven, integrierenden Rolle an der PH und auch außerhalb, beispielsweise in der Nachbarschaftshilfe oder mit Praktika in einem Altenpflegeheim, engagiert. Beide Frauen, lobte Professorin Kansteiner, bauten ihre Sprachkompetenz sukzessive aus, beide arbeiten an der Weiterentwicklung des IGEL-Projekts mit, unterstützen das Team bei Forschungsarbeiten und sind in die Beratungen neuer IGEL-Studierender einbezogen.
Auch der DAAD-Preisträger 2020, Mathematiklehrer Alaa Almuharjiri, zeichne sich durch Engagement und Unterstützungsbereitschaft aus, berichtete die Laudatorin. So wirke er bei Informations- und Repräsentationsaufgaben des IGEL-Projekts nach innen und außen mit, stehe für Befragungen zur Verfügung und beteilige sich an Planungen der IGEL-Werkstätten. Im Sommer 2020 sei er zudem selbständig in Kontakt mit Schulen, vor allem Vorbereitungsklassen, getreten, um in eigener Initiative ein Mathematik-Schulbuch in Arabisch zu übersetzen, damit Eltern, die der deutschen Sprache erst teilweise mächtig sind, ihre Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen können. „Alaa Almuharjiri zeigt eine besondere Qualität interkultureller Kompetenz“, so Professorin Kansteiner.
Gleichfalls im Rahmen der Akademischen Jahresfeier erfolgte die Verleihung des Genderpreises 2021 durch die Gleichstellungsbeauftragte der PH, Professorin Dr. Marieluise Kliegel, an Jennifer Kopf und Sarah Seis (nicht auf dem Foto), sowie die Vergabe der Förderpreise der Vereinigung der Freunde der PH an die Studierenden Maria Fröhlich, Katharina Kohler, Katrin Sauter, Violet Grössl und Lara Pöppel durch Professor Dr. Bernd Reinhoffer, Prorektor für Studium und Lehre.
Professor Dr. Wolfgang Müller, Prorektor für Forschung, Transfer und Internationalisierung, übergab abschließend 15 Promotionsurkunden und eine Habilitationsurkunde an die anwesenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Doktorandinnen und Doktoranden. Ihre Promotion an der PH hatten Dr. Markus Alle, Dr. Steffen Armbruster, Dr. Barbara Conrad-Grüner, Dr. Eduard Gürtler, Dr. Anja Heinrich-Dönges, Dr. Lisa Kimmerle, Dr. Sandra Rebholz, Dr. Sherin Sadek, Dr. Christine Born-Edenhofer, Dr. Stefanie Lichtensteiger, Dr. Ulrike Sabine Miller-Betzitza, Dr. Nadine Nagel, Dr. Silke Schreiber, Dr. Christina Sick und Dr. Annerose Widmann erfolgreich abgeschlossen. Außerdem wurde die Privatdozentin Dr. Birgit Schlachter aus dem Fach Deutsch habilitiert.
Autorin: Barbara Müller
Fotos: MediaPartner Ravensburg
Neun Jahre lang hat Professor Dr. Hermann Reichold als Vorsitzender des Hochschulrats die Entwicklung der Pädagogischen Hochschule Weingarten mit großem Engagement mitgeprägt und mitbegleitet. Im November 2021 wurde ihm in einer kleinen Feierstunde im Festsaal die Würde eines Ehrensenators der PH verliehen.
In der Veranstaltungsreihe Weingartner Dialog über Forschung werden Schwerpunkte aus der bildungswissenschaftlichen Forschung der PH mittels verschiedener Vorträge behandelt. Diese wurden vom Prorektorat Forschung und den beiden Herausgebern in vier Bänden der gleichnamigen Reihe publiziert.