wissenschaft@phw - 02/2022
Strukturelle Verankerung von BNE in den Schulen
Die Wirksamkeit des Landeskoordinationsprogramms BNE wurde in einer Evaluationsstudie untersucht.
Die strukturelle Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) unter besonderer Berücksichtigung der globalen Perspektive in der Schulbildung zu fördern und dabei die Vielfalt der Ansätze in den Bundesländern zu stärken – das ist das Ziel des Landeskoordinationsprogramms (LKP), das im Rahmen des Schulprogramms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2017 durchgeführt wird.
Im Rahmen einer von Professorin Dr. Claudia Bergmüller-Hauptmann (PH Weingarten), Susanne Höck (EOP Freising) und Eva Quiring (EQEvaluationsGmbH) durchgeführten Evaluationsstudie wurde analysiert, welche Wirkungen im Rahmen des LKP in den bisher beteiligten elf Bundesländern aktuell erreicht werden konnten und welche Gelingensbedingungen die Arbeit der Landeskoordinator:innen befördern können.
Hintergrund
Die Entwicklungspolitik der deutschen Bundesregierung orientiert sich seit 2016 an den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SGDs) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (UN). Auch die entwicklungspolitische Bildungsarbeit als integraler Bestandteil von Entwicklungspolitik ist dieser Ausrichtung verpflichtet. Sie soll insbesondere einen Beitrag zur Erreichung des SDG 4 („Hochwertige Bildung“) und des Unterziels 4.7 leisten, in welchem gefordert wird, bis 2030 sicherzustellen, „dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben“ (UN, 2015). Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wird in Ziel 4.7 dabei explizit als Bildungsansatz mitbenannt.
In Bezug darauf hat die UNESCO das „Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2015-2019) und ab 2020 dessen Fortschreibung unter der Bezeichnung „Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030)“ beschlossen. Im Rahmen dieses Programms wurde ein Nationaler Aktionsplan (NAP) BNE erstellt. Dieser soll dazu beitragen, BNE als Bildungsansatz in allen Bildungsbereichen sowie bildungsbereichsübergreifend zu implementieren, um grundlegende Kompetenzen für eine zukunftsfähige Gestaltung des privaten und beruflichen Lebens, für die Mitwirkung in der Gesellschaft und die Mitverantwortung für eine nachhaltige Transformation unter besonderer Berücksichtigung globaler Zusammenhänge zu vermitteln. Im Kontext Schule geht es dabei nicht nur darum, Inhalte und Methoden auf der Unterrichtsebene entsprechend zu justieren. Unter der Leitidee „Vom Projekt zur Struktur“ geht es darüber hinaus darum, eine strukturelle Verankerung von BNE im Schulsystem zu erreichen. Dies wird als Grundvoraussetzung dafür gesehen, (B)NE nachhaltig als eine selbstverständliche Aufgabe aller schulbezogenen Handlungsebenen etablieren zu können. An diese Zielsetzung knüpft das Landeskoordinationsprogramm BNE in der schulischen Bildung (LKP) an.
Das Landeskoordinationsprogramm BNE in der schulischen Bildung
Das LKP wird seit 2016 aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Abteilung Schulische Bildung bei Engagement Global (EG) koordiniert. Zielsetzung dabei ist es, über die Einrichtung zentraler Landeskoordinator:innenstellen für BNE an den obersten Kultusbehörden der einzelnen Bundesländer eine bessere strukturelle Verankerung von BNE im Schulsystem zu erreichen. Zu den Aufgaben der Landeskoordinator:innen gehört daher vor allem, sich dafür einzusetzen, BNE innerhalb der Bildungsplanung ihres jeweiligen Landes mehr Gewicht zu verleihen. Wichtige Ansatzpunkte hierfür sind die Weiterentwicklung von Rahmenlehrplänen und Schulcurricula, der Ausbau von Qualifizierungsangeboten für Lehrer:innen sowie die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen für Schulentwicklungsprozesse und die Vernetzung von Schulen, die sich für nachhaltige Entwicklung engagieren. In welcher Art und Weise diese Ansatzpunkte ausgestaltet werden und welche spezifischen Aufgaben daraus für die Landeskoordinator:innen abgeleitet werden, kann und darf von Bundesland zu Bundesland variieren. Damit soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass das deutsche Bildungssystem föderal organisiert ist und jedes Bundesland somit seine spezifischen Kontextbedingungen für die Verankerung von BNE in der Schule hat.
Die Studie
Das LKP wurde nach der Pilotphase (2017-2020) im Rahmen einer Zwischenbilanz evaluiert. Im Fokus stand,
Die Evaluation war als qualitative Wirkungsstudie angelegt: Neben der Analyse einschlägiger Projektdokumente wurden 67 Interviews mit allen Landeskoordinator:innen, ausgewählten Vertreter:innen von Engagement Global, dem BMZ, der Kultusministerkonferenz und der Deutschen UNESCO-Kommission, mit Führungskräften und BNE-Fachreferent:innen in ausgewählten Kultusministerien sowie mit Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Einrichtungen geführt. Darüber hinaus wurde eine teilstandardisierte Online-Befragung durchgeführt, die sich an alle BNE-Fachreferent*innen der Kultusministerien in Ländern mit und ohne LK-Stellen sowie an weitere Schlüsselakteure der BNE-Verankerung richtete.
In den Evaluationsergebnissen wurde deutlich erkennbar, dass das Angebot des LKP, die strukturelle Einbettung von BNE in die schulische Bildung aus dem Schulsystem selbst heraus zu fördern und für diese Unterstützung in jedem Bundesland eine eigens geschaffene Personalstelle vorzusehen, deren Arbeit länderübergreifend unterstützt wird, als besonderer Mehrwert bzw. letztlich als Alleinstellungsmerkmal des LKP gegenüber anderen Initiativen, Projekten und Programmen in der BNE-Szene gesehen werden kann. Die Landeskoordinator:innen können entsprechend der Zielsetzung der LKP sowohl …
Dieses hier deutlich werdende systemimmanente Wirkungspotenzial lässt sich mit anderen Projekten und Programmen im Schulkontext kaum vergleichen.
Eine öffentliche Fassung der Evaluationsstudie steht in Kürze zur Verfügung.
Weitere Informationen: https://ges.engagement-global.de/landeskoordination.html
Autorin: Prof. Dr. Claudia Bergmüller-Hauptmann
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