wissenschaft@phw - 01/2022
Alphabetisierung: EU fördert Weiterbildung von Lehrpersonal
PH Weingarten erhält 700.000 Euro – Ziel ist Aufbau einer Beratungsstelle und Entwicklung von Weiterbildungsangeboten für Lehrende
Menschen, die nicht ausreichend lesen und schreiben können, sind durch die Corona-Pandemie in besonderer Weise betroffen. Um ihre Situation auch nach der Pandemie langfristig zu verbessern, will die Pädagogische Hochschule Weingarten eine Beratungsstelle sowie Qualifizierungsangebote für Lehrende in der Alphabetisierung und Grundbildung aufbauen. Dieses Projekt wird aus dem EU-Sofortprogramm REACT-EU mit 700.000 Euro gefördert.
„Menschen mit Schwächen beim Lesen und Schreiben dürfen durch die Pandemie nicht den Anschluss verlieren“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am 9. Juli in Stuttgart. „Man denke nur an die vielen Informationen, die seit über einem Jahr unseren Alltag bestimmen: Inzidenz, R-Wert, Impfquote, Impfstoffwirksamkeit, Warn-App. Darüber hinaus haben sie es besonders schwer, in der Arbeitswelt wieder Fuß zu fassen. Mit der Weiterbildung für Lehrpersonal wollen wir diese Menschen noch besser erreichen und fördern.“
Das geförderte Projekt „Wissenschaftlich-didaktische Beratungs- und Bildungsstelle zur Professionalisierung außerschulischen Lehrpersonals im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung (WiBeG)“ der PH ist zum 1. Juli gestartet.
Die Aufgaben von Lehrkräften in der Alphabetisierung und Grundbildung seien vielfältig, sie umfassten u.a. Diagnostik, Beratung und den individualisierten Unterricht. Es gebe zu einigen Bereichen Weiterbildungsangebote unterschiedlicher Anbieter, erklärten die Projektleiterinnen Professorin Dr. Cordula Löffler und Juniorprofessorin Dr. Ilka Koppel. Das Angebot sei bisher wenig systematisiert und noch lückenhaft. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eine Marktanalyse zu erstellen, die Lücken im Angebot aufzuzeigen und diese dann so weit wie möglich zu schließen“, so die beiden Expertinnen weiter.
Vernetzung und Community der Lehrkräfte stärken
Die Beratungsstelle der PH verfolgt vier Ziele: Erstens sollen Lehrende beraten, in ihrer Professionalisierung unterstützt und zur Weiterqualifikation motiviert werden. Zweitens soll ein passendes Qualifizierungsangebot (weiter)entwickelt werden. Dieses soll sowohl niederschwellige Inhalte zum selbstgesteuerten Lernen als auch zertifizierende Weiterbildungsangebote enthalten. Drittens soll die Vernetzung der Lehrkräfte, die größtenteils als Honorarkräfte zum Beispiel an Volkshochschulen arbeiten, untereinander unterstützt und damit die Community gestärkt werden. Schließlich soll eine digitale Plattform aufgebaut werden, die das Selbstlernen und die Vernetzung der Lehrenden in der Alphabetisierung und Grundbildung ermöglicht.
Die PH Weingarten bietet seit 2009 als einzige Hochschule in Deutschland einen Masterstudiengang Alphabetisierung und Grundbildung an.
In die Beratungsstelle fließen Erkenntnisse aus aktuellen BMBF-Projekten der PH Weingarten ein: Aus dem Projekt GediG – Gelingensbedingungen für den Einsatz digitaler Medien in der Grundbildung (Projektleitung Junior-Prof. Ilka Koppel) werden konkrete Erkenntnisse beispielsweise hinsichtlich didaktischer Szenarien generiert, die über die Beratungsstelle für Lehrkräfte zugänglich gemacht werden können. In dem Projekt Alpha-Invest (Leitung Junior-Prof. Dr. Ilka Koppel und Prof. Dr. Cordula Löffler) werden Erkenntnisse über Wirkmechanismen der arbeitsorientierten Grundbildung erzielt. Auch diese Ergebnisse fließen direkt in das Beratungsangebot ein.
„Ich freue mich sehr, dass wir die Fördermittel der EU zum Aufbau dieses gesellschaftlich relevanten Projektes erhalten haben“, sagte die Rektorin Professorin Dr. Karin Schweizer. „Es unterstreicht unseren Anspruch in die Gesellschaft (auch in der Region) zu wirken und wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in Angebote umzusetzen. Wir erhoffen uns damit aber auch mehr Werbung für unseren Studiengang Alphabetisierung und Grundbildung, in den wir durchaus noch Studierende aufnehmen können.“
Das Projekt der PH Weingarten ist in die Landesstrategie Alphabetisierung und Grundbildung eingebettet. Die Weiterbildung von Lehrpersonal im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung ist zudem als Handlungsfeld in der AlphaDekade 2016-2026 (Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung) vorgesehen.
Weitere Informationen demnächst unter der folgenden Projekthomepage.
REACT-EU
Das Programm REACT-EU (Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe – Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas) wird hier in Verbindung mit dem ESF-Programm 2014-2020 Baden-Württemberg umgesetzt und ist mit 50,6 Mrd. Euro eines der größten Programme im Rahmen des neuen Instruments Next Generation EU.
Zum Europäischen Sozialfonds (ESF) in Baden-Württemberg
Etablierung einer Open-Access-Kultur
Der digitale Wandel verändert das Forschen und Publizieren. Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft profitieren durch die erleichterte Partizipation an öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen. Zentral in der OPEN-Bewegung ist Open-Access.
Netzwerke für die Weiterbildung
Im Rahmen des Landesförderprogramms „Hochschulweiterbildung@BW“ werden die Sichtbarkeit der Weiterbildungsangebote an Hochschulen verstärkt und die Netzwerke zwischen Hochschulen und Unternehmen ausgebaut.
Von der Wissenschaft zur Praxis
Studierende bearbeiteten unter Leitung von Prof. Dr. Jörg Stratmann drei Forschungsthemen zum Themenkomplex Entrepreneurship Education. Sie entwickelten dabei mediendidaktische Konzepte für Entrepreneurship Education an Beruflichen Schulen, um durch praxisnahes und handlungsorientiertes Lernen Zukunftskompetenzen bei Schülerinnen und Schülern zu fördern.