wissenschaft@phw - 02/2022

Auf dem Weg zur digitalen Lernumgebung „GameLet“: Professorin Dr. Ute Massler (rechts) bei der Projektentwicklung mit Teammitgliedern und Schülern der Realschule Weingarten.

„TePinTeach“ – Professionelle Lerngemeinschaften

Bei einer zweitägigen internationalen Fachtagung an der Pädagogischen Hochschule Weingarten beschäftigten sich gut 150 Gäste aus dem In- und Ausland mit dem Kooperationsformat der PLG zur Professionalisierung und Schulentwicklung von der Lehramtsausbildung bis zur Führungskräfteentwicklung.

Bildungsinnovationen werden maßgeblich getragen von den Professionellen an den Bildungseinrichtungen – von der Kita über die Schule und Hochschule bis hin zur Weiterbildung. Seit Anfang der 2000er Jahre finden unter diesem Aspekt in der schulpädagogischen Fachdebatte Professionelle Lerngemeinschaften (PLGs) große Beachtung. Über das spezifisch lernorientierte Kooperationsformat soll die Professionalisierung erfolgreich vorangetrieben werden, um dadurch bessere Lern- und Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen zu erreichen.

Die in Deutsch und Englisch geführte zweitägige Tagung an der PH Weingarten, die dem internationalen Projekt  „TePinTeach“ entsprang,  thematisierte unter der Tagungsleitung von Professorin Dr. Katja Kansteiner (PH Weingarten) und Professor Dr. Peter Theurl (PH Vorarlberg) PLGs als einen fruchtbaren Weg zur Professionalisierung und Schulentwicklung von der Lehrkräfteausbildung bis zur Führungskräfteentwicklung. Die Teilnehmenden – darunter Studierende, Lehrende sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bildungspraxis und Bildungsaufsicht – beschäftigten sich mit Umsetzungsmöglichkeiten, Wirkungsweisen, Qualitätsmerkmalen, Anwendungsfeldern und Unterstützungsbedarfen Professioneller Lerngemeinschaften. Die PH Weingarten koordiniert das Projekt, im Rahmen dessen das PLG-Format, das ursprünglich aus der Lehrkräftekooperation hervorging, auf weitere Gruppen im Schulfeld übertragen wird. Zusammen mit den Partnerhochschulen  Universität Málaga, PH Vorarlberg, Europa-Universität Zypern, Universität Trondheim sowie der Kommune Linköping wurden unter anderem PLGs mit Studierenden, mit Dozierenden sowie mit Mentor*innen erprobt. Auf der Webpage des Projekts können Ergebnisse und Unterstützungsmaterialien für PLGs abgerufen werden http://www.tepinteach.eu .

Professorin Kansteiner freute sich in ihrer Begrüßung über das große internationale Interesse an der Tagung in Präsenz. Das Veranstaltungsformat mit sowohl wissenschaftlich als auch praktisch ausgerichteten Beiträgen bot nicht nur vielseitige Informations- und Austauschmöglichkeiten, sondern auch Raum für neue Ideen. Die Plenumsbeiträge sowie zwei Workshop-Stränge konnten auch online besucht werden. Prof. Dr. Eva Frick, Vizerektorin der PH Vorarlberg, dankte der PH Weingarten für die Ausrichtung der Fachtagung und lobte die bislang sehr erfolgreiche Zusammenarbeit des internationalen „TePinTeach“-Projekt-Konsortiums. 


Das Projekt „TePinTeach“

Den international geschätzten Professionellen Lerngemeinschaften werde erhebliches Potenzial für ein Weiterlernen der Lehrkräfte und damit für die Schulentwicklung insgesamt sowie für bessere Schüler*innenleistungen zugesprochen, machten Kansteiner und Theurl bei ihrer gemeinsamen deutsch-englischen Präsentation des Projekts TePinTeach deutlich. Wenn PLGs ein Instrument zur Professionalisierung im Lehrberuf seien, so das Ansinnen, dann sollten auch Lehramtsstudierende als angehende Lehrkräfte bereits während ihres Lehramtsstudiums an Universitäten und Schulen damit vertraut werden, um lernorientierte Kooperation und qualitätsvolle Teamarbeit umsetzen zu können. In den vergangenen Jahren hat das internationale Projekt-Konsortium den Einsatz von PLGs im Studium, insbesondere in Schulpraxisphasen, vielfach exploriert. Ausgehend von einem transnationalen Bericht über den Status quo zur studentischen Kooperation wurden Materialien für den Ausbau von Strategien und Tools für eine erfolgreichere Gruppenarbeit abgeleitet. Darüber hinaus erprobten Mentorinnen und Mentoren zusammen mit Studierenden PLGs im Schulpraktikum. Im Rahmen der Fachtagung stellten auch Lehrkräfte beziehungsweise pädagogische Teams und Schulleitungen ihre Erfahrungen aus der PLG-Arbeit vor. Andere Beiträge reflektierten den Einsatz von PLGs in der zweiten Phase der Lehramtsausbildung oder in der Weiterbildung. Auch die Einsatzmöglichkeiten von PLGs als Professionalisierungsformat für Dozierende wurden thematisiert.    


Expertinnen-Vortrag zum Tagungsauftakt

Für eine reflektierende Lernkultur warb Professorin Dr. Anne Berit Emstad von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie, Trondheim, in ihrem englischen Eröffnungsvortrag. Emstad ist Professorin für Schulmanagement, beteiligt sich an nationalen und internationalen Forschungsprojekten sowie Forschungsnetzwerken und hat zahlreiche Fachartikel und Fachbücher veröffentlicht. 

Eine effektive berufliche Entwicklung sei als strukturiertes professionelles Lernen zu verstehen, das zu einer Änderung der Lehrpraktiken und zu Verbesserungen der Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler führe, so Emstad. Schlüsselfrage in einer Lehrkräfte-PLG müsse sein: Funktioniert die Art und Weise, wie wir die Dinge hier tun, für unsere Schülerinnen und Schüler? In einer PLG seien Lehrkräfte und Leitungspersonen einer Schule kontinuierlich auf der Suche nach Lerninhalten, die sie weitergeben und an denen sie ihr eigenes Handeln reflektieren. Ziel dieses Handelns sei es, ihre Wirksamkeit zum Wohle der Lernenden zu steigern. Daher könnten PLGs auch als Gemeinschaften eines kontinuierlichen In-Frage-Stellens und Verbesserns bezeichnet werden. Das erfordere ein Loslassen früherer Gewohnheiten und Überzeugungen, betonte Emstad. 

Weitere internationale Hauptvorträge betrachteten PLG-bezogene Verantwortlichkeiten zu Orchestrierungen an der Einzelschule. Dazu stellte Niels Anderegg von der PH Zürich Prinzipien des Teacher Leaderships vor und die niederländischen Schulleiter Pierre van Meeuven und Fred Huijboom berichteten aus ihrer Dissertation über die empirisch nachgewiesenen Qualitäten, zu denen Lehrkräfte-PLGs nach einem Zweijahreszeitraum kommen konnten. Die schwedische Dozentin Anja Thorsten stellte wiederum die Methode der Learning Study vor, durch die Lehrkräfte lernseitsorientiert Unterricht reflektieren und das mit dem PLG-Format kombiniert werden kann – wie es auch im Modellversuch mit den PLGs aus Mentorinnen, Mentoren und Studierenden geschehen war. Schließlich erfuhren die vielen Studierenden der PH Weingarten, die Teilen der Tagung beiwohnten, wie ein solches Format Teil ihrer späteren Aktivitäten im Bereich der Personalentwicklung sein kann. 

Text und Fotos: Barbara Müller

Wie geht Frieden?

Über die Zusammenhänge zwischen Frieden, Sicherheit und Entwicklung sprachen Expertinnen und Experten sowie Interessierte aus Wissenschaft und Praxis bei einer dreitägigen Friedenstagung auf dem Martinsberg. 

Die Würde des Menschen - Theologisches Symposion 

Ende April fand an der PH Weingarten ein internationales Symposion des Fachs Katholische Theologie statt. Im Abendvortrag zeigte Professor Dr. Dr. h. c. Heiner Bielefeld auf, warum Menschenwürde und Menschenrechte nicht voneinander zu trennen sind. 

Ausstellung gegen Ausgrenzung und Diskriminierung

Im Schlossbau der PH war vom 16. Mai bis 22. Juli eine sehenswerte Ausstellung mit Fotos und Texten aus fünf Jahrzehnten Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma zu sehen. Viele Interessierte sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wissenschaft kamen zur Ausstellungseröffnung.