wissenschaft@phw - 02/2022

Schweiz, Österreich, Deutschland: Gemeinsame Forschungsprojekte im Fach Philosophie/Ethik

‚Zur Sache des Ethikunterrichts‘ – so hieß eine gemeinsame Tagung im November 2021 an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Vertreter:innen aus Bern, Luzern, Zürich, Salzburg, Wien, Erlangen, Passau, Freiburg und Weingarten präsentierten sich gegenseitig ihre aktuellen Forschungsprojekte und loteten Möglichkeiten gemeinsamer Forschung aus. Hintergrund ist eine große Dynamik im Bereich der schulischen ethischen Bildung: Sowohl Österreich als auch Bayern führen gerade erstmals Lehramtsstudiengänge für das Fach Ethik ein. Die Schweiz hat für die Grund- und Mittelschulen eine neues Fach geschaffen, das Ethik mit kultureller und religiöser Bildung verbindet – hier ist auch ein ganz neues Unterrichtswerk für die Klassen 1-9 entstanden (‚Schauplatz Ethik‘). Und in Baden-Württemberg ist der Bildungsplan erstmals auf die Eingangsklassen (5-6) ausgedehnt worden – das Fach Ethik steht nun auch vor der Einführung in den Grundschulen. 

Welche neuen Forschungskontakte haben sich konkret aus der Arbeitstagung ergeben? 

Professorin Dr. Bettina Bussmann, Universität Salzburg, hat im von apl. Professor Dr. Ralf Elm betreuten Studium Generale im Wintersemester 2021/22 ihre Forschungen zur Epistemic Decolonization allgemeinverständlich vorgestellt. Die interkulturelle und ebenso die feministische Dynamik führen zur Frage, ob und auf welche Weise der europäische Kanon philosophischer Denker systematisch geändert werden sollte.

Professor Dr. Philipp Thomas, Pädagogische Hochschule Weingarten, präsentierte im Sommersemester 2022 an der Universität Salzburg im Rahmen eines Vortrags am dortigen Institut für Philosophie Teile seiner ethikdidaktischen Forschungen zum Thema Mindfulness in der philosophisch-ethischen Bildung. Dabei ging es um die Weiterentwicklung der Ziele ethischer Bildung – angestoßen durch neue Entwicklungen der Fachphilosophie im Rahmen neuer gesellschaftlicher Herausforderungen (Bildung für nachhaltige Entwicklung).

Ausgehend vom Arbeitstreffen ‚Zur Sache des Ethikunterrichts‘  hatten zwei der Teilnehmenden an der Universität Graz auf der 7. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft gemeinsam ein Panel zum Thema gestaltet: Posthumanismus – Jenseits der Bildung? Dr. Florian Wobser, Universität Passau, stellte seine Forschungen zu einer ökologischen Sensibilisierung als Bildungsziel im Anthropozän vor. Professor Philipp Thomas vertrat die Forschungsthese, dass im Bildungsbereich der Posthumanismus nur in Gestalt eines neuen Humanismus sinnvoll ist und die künstliche Intelligenz lernen muss, was es heißt, als Mensch zu existieren.

Aus den neuen Forschungskontakten haben sich drei Teilnehmer:innen der Arbeitstagung ‚Zur Sache des Ethikunterrichts‘ zu einem größeren qualitativ-empirischen Forschungsprojekt zusammengetan, der Titel lautet ‚Wirksamer Ethik- und Philosophieunterricht‘. Auf der Grundlage ausführlicher schriftlicher Interviews mit Lehrpersonen, Hochschullehrer:innen und Vertreter:innen der 2. Phase der Lehrpersonenausbildung im Fach Ethik in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland werden Fragen zeitgemäßer philosophisch-ethischer Bildung, ihrer Abgrenzung und ihrer Ziele sowie ihrer Methoden untersucht. Das Projekt und die Publikation werden betreut von Prof. Dr. Dominik Helbling, Pädagogische Hochschule Luzern, Professorin Bussmann, Universität Zürich, und Professor Thomas, PH Weingarten. Auch eine ehemalige Studentin der PH Weingarten, Almut Stöckl, Ethiklehrerin in Überlingen, ist mit einem Interview beteiligt – ein willkommener Transfer zwischen Hochschule und Schule. 


Autor: Professor Dr. Philipp Thomas

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